Freiberufler und Familie

Aller Anfang ist …

Im letzten Sommer habe ich angefangen, als freiberuflicher Autor zu arbeiten, und beschlossen zu bloggen. Hier berichte ich davon, wie ich diesen Schritt im Spannungsfeld von dem verlockenden Neuen, den Verpflichtungen als Vater und den Sorgen als Sohn betagter Eltern empfand – und empfinde.

Eine Rakete startet gen Himmel, der im Hintergrund orange-rosa leuchtet.

Der Beginn einer Selbstständigkeit ist fast so aufregend wie ein Raketenstart. Nur sieht ein Raketenstart deutlich eindrucksvoller aus. Foto von Iván Díaz auf Unsplash (Lizenz)


… anders! Ehrlich gesagt, ganz anders, als ich dachte. Ich hatte schon zwei jeweils halb fertige Versionen dieses Anfangsbeitrags geschrieben, und dann kam doch alles ganz anders.

Das Bloggen verschob sich – und zwar sehr weit nach hinten. Dabei wollte ich eigentlich nur anfangen zu schreiben. Doch die blöde Binsenweisheit „Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt“ passt in diesem Fall wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.

Aber der Reihe nach. Was wollte ich denn am Anfang schreiben? Wie wollte ich beschreiben, dass ich mich entschlossen hatte, als freiberuflicher Autor zu arbeiten und unter die Bloggerinnen und Blogger zu gehen?


… aufregend!

Zuerst wollte ich „aufregend“ schreiben. Und wie toll es ist, eine Veränderung zu wagen, in die Selbstständigkeit zu gehen und die Freiheit zu genießen, mein eigener Chef zu sein. Ich wollte – und will immer noch – darüber schreiben, was die Hürden und Herausforderungen sind, wenn eine freiberufliche Selbstständigkeit als Autor angefangen wird, und dass es trotz aller Hemmnisse Spaß macht und sich lohnt.

Aber in den letzten Jahren hat sich die oben zitierte Binsenweisheit ziemlich oft in meinem Leben bewahrheitet. Zum Glück waren es bisher meistens schöne Dinge, die dann anders gekommen sind. Zum Beispiel bin ich Vater geworden und habe dabei als praktizierender Datenwissenschaftler gelernt, dass Statistiken einfach mal nur Statistiken sind und kein Garant für Vorhersagetauglichkeit. Und dann wurde ich auch noch Zwillingsvater, was nun auch nichts war, was ich so geplant hatte. Und etwas später wurde ich – sehr wider Erwarten – nochmals Vater. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann zwischen 39 und 43 Jahren in Deutschland vier oder mehr Kinder hat, lag im Jahr 2018 übrigens je nach Bildungsstand zwischen zwei und acht Prozent.

Die Geburten der Kinder waren natürlich superschöne Glücksmomente. Zumal ein Plan, den meine Frau und ich hatten, aufging. Wir kamen 2018 nach fünf Jahren aus den USA zurück, damit unser Kind (damals noch eins an der Zahl) so viel Zeit wie möglich mit den Großeltern verbringen konnte. Das ging für Kind Nummer eins auf. Und auch für Kind Nummer zwei, drei und vier – zum Teil. Denn dann kam das Jahr 2023.


… schwer!

Die Infektsaison 2022/23 hatte es in sich. Ich bin letztens noch einmal unser Familienkrankentagebuch (ja, mit so etwas fängt man bei vielen Kindern an) durchgegangen und es ist einfach mind-blowing, wie oft da Fieber, Husten, Halsschmerzen und so weiter drinsteht. Über den Daumen gepeilt: jeden Tag mindestens ein Eintrag ab Ende September 2022. Und das ging bis Mitte/Ende März weiter so. Ab dann wurde es etwas besser, obwohl zwei der insgesamt vier Diagnosen einer Lungenentzündung in unserer Familie noch kommen sollten.

All die Krankentage und Kinderkrankentage waren schon allein genommen heftig. Aber meine Frau hatte auch gerade wieder angefangen zu arbeiten. Ich war deshalb mit unserem jüngsten Kind in Elternzeit und musste die Kitalogistik allein am Laufen halten. Dazu gesellte sich die steigende Pflegebedürftigkeit meiner Eltern, was zu einer immer stärkeren Belastung meinerseits führte. Nur war das nicht das Ende vom Lied.

Leider führten die vielen Infekte in der Bevölkerung und bei uns wahrscheinlich dazu, dass wir im ersten Jahresviertel die geliebten Opas unserer Kinder verloren. Das waren zwei kurz aufeinanderfolgende Paukenschläge, die lange nachhallten. Aber auch dabei blieb es nicht.

Dadurch, dass wir im Frühling und Sommer Kraft tanken konnten, fing ich im Sommer mit meiner Selbstständigkeit an. Zunächst dachte ich, es ginge bergauf. Aber leider häuften sich auch in der warmen Jahreszeit bald die Herausforderungen.

Eine unvorhersehbare Verletzung bei einem unserer Kinder führte im August zu ungewohnt vielen Kinderkrankentagen auf meinem Zeitkonto. Der Schulbeginn unseres ältesten Kindes war auch eine besondere Erfahrung, die meine Frau und ich noch nicht gemacht hatten. Und die mehr Zeit kostete, als wir zunächst dachten.

Als alles wieder in verhältnismäßig ruhige Bahnen gebracht war, kam aber der dritte Paukenschlag des Jahres 2023. Meine liebe Mama, unsere geliebte Farmor, starb plötzlich. Da war ich erneut für Wochen gelähmt. Und mit ganz anderen Sachen beschäftigt.


… zäh!

Am Jahresende hatte ich wieder das Gefühl, dass ich etwas Wasser unter dem Kiel hatte. Die dritte Beerdigung eines Elternteils von meiner Frau und mir war überstanden und die schwerste Phase der Trauer auch langsam. Die Kinder waren erstaunlich fit. Infekte hatten wir kaum in der Familie. Bis Anfang Dezember. Dann ging die Erkältungssaison 2023/24 los.

Die ersten Infekte kamen langsam, zogen sich aber zum Teil sehr lang. Dann wurden die Erkrankungen immer stärker und heftiger. Es gipfelte in einem einwöchigen Krankenhausaufenthalt eines meiner Kinder wegen einer schweren Lungenentzündung.

Dieses Mal waren nicht Streptokokken, die in der vergangenen Saison grassiert hatten, vermutlich schuld an der Misere, sondern Mykoplasmen, die zu örtlichen Ausbruchshäufungen in Hamburg führten. Einfach gruselig. Richtig erschreckend. Maximal belastend. Eine Erfahrung, die wieder ziemlich lange dauern sollte, bis ich sie verwunden hatte.


… jetzt doch anders!

Nun ist es aber ruhiger geworden. Die Lage bei mir und um mich herum hat sich entspannt. Dank der blühenden Osterglocken gibt es draußen schon schöne Anzeichen von Frühling. Auch dass die Sonne länger scheint und die Kinder am Abend die Straße wieder mit ihren Lauf- und Fahrrädern unsicher machen, ist einfach megawohltuend. Das bringt das Schreiben bei mir endlich in Schwung.

Ich nehme mir jetzt Alf – und diejenigen, von denen er folgende Zitate geklaut hat – als Vorbild und sage mir: „Es gibt nichts Gutes außer: Man tut es. Gut Ding will Weile haben.“ Denke noch immer traurig an Opa, Farfar und Farmor und fange an zu schreiben – und zwar optimistisch gestimmt. Denn so hätten Opa, Farfar und Farmor es hundertprozentig gewollt.

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